Wie ich vom Moshpit zum Traualtar gekommen bin. Viele denken, dass ich mir eine Kamera gekauft habe und direkt meine erste Hochzeit fotografiert habe. Aber so war es nicht. Es begann alles ganz anders. Mein erstes Konzert weiß ich noch genau – es war im Clubhaus Seebach. Ein Kumpel hatte mich gefragt: „Ey, wir treten da mit meiner Band auf. Willst du Fotos machen?“ Ich hatte mir kurz vorher auf eBay eine gebrauchte Canon EOS 350D gekauft. Irgendein Objektiv, keine Ahnung mehr welches – aber ich bin einfach hin. Hab einfach gemacht. Keine Ahnung von ISO, Blende oder Verschlusszeit. Aber es hat klick gemacht – im Kopf und in der Kamera.

Kurz danach habe ich angefangen, YouTube-Videos zu schauen, was man noch alles mit der Kamera machen kann. Nachts zog ich mit der Kamera los, fotografierte Autos, experimentierte mit Stahlwolle und Langzeitbelichtung, fing Regentropfen ein und probierte mich an Street-Fotografie. Auch Lost Places zogen mich magisch an. Ich war bei Mountainbike-Rennen, Motocross – und sogar bei einem Bobrennen in Oberhof. Gemeinsam mit Mike saß ich nachts stundenlang auf einem Feld, um die Milchstraße zu fotografieren. Und ja, selbst Häuser, Schilder und Eingangstüren mussten als Motive herhalten. Ich wollte einfach alles lernen.

Mein Setup damals? Eine Kamera. Zwei Objektive. Ein 18-270 mm von Sigma mit völlig absurder Brennweite und das legendäre 50 mm Plastikobjektiv von Canon. Irgendwann hat die Kamera ihren Dienst verweigert. Ich hatte so viel Spaß an der Sache – also musste was Besseres her. Ich kaufte mir die Canon 650D und war endgültig drin. Die alte Canon 350d habe ich aber bis heute im Schrank liegen. Als Erinnerung.
Und dann ging es los. Ich war auf vielen, sehr vielen Konzerten, bevor ich überhaupt das erste Mal auf einer Hochzeit fotografiert habe. Schnell kam mein Kumpel Mike dazu, der Videos machte. Dann lernten wir Thai kennen – Mediendesign, auch Fotos. Plötzlich waren wir überall. Unsere Bilder auf Pullis, auf Merch, auf Festivalbannern. Kalender, YouTube-Videos, Aftermovies. Wir haben das Impericon Festival fotografiert – mehrere Jahre. Wir waren gleichzeitig auf dem Impericon Festival in Leipzig und in Manchester. Und beim Bretinga Festival habe ich Samstag früh ein Ersatzteil für Mike seinen Gimbal quer durch Deutschland geholt. Einfach, weil’s wichtig war. (Grüße gehen raus an Mike) Wir waren wirklich überall. 1000km an einem Wochenende. Kein Problem. Kassel, Leipzig, Würzburg – völlig egal. Es Spielte eine Hardcore oder Punk-Bank. Wir waren da.

Dann kamen die Cosplay-Conventions. Erst waren wir als normale Besucher dort, dann wurden es geplante Shootings. Und irgendwann – typisch Thai – meldeten wir sogar offiziell einen Pavillon beim Ordnungsamt Kassel an. Während andere ihre Pavillons abbauen mussten, hielten wir unser Schreiben hoch und blieben. Später hatten wir sogar einen Stand auf dem EGA Park in Erfurt, machten Live-Fotos, bearbeiteten und druckten vor Ort.

Und irgendwann kam auch der Moment, an dem wir zum Gewerbeamt in Eisenach fuhren. Ohne großen Plan, aber mit viel Motivation sagten wir dort: „Wir wollen Fotos machen. Und Videos. Und Medien gestalten.“ Die Dame am Schalter sah uns an, als hätten wir gerade versucht, das komplette Handwerk neu zu definieren. Also ging es erstmal zum Berater – und wenig später zur Handwerkskammer nach Suhl. Wir meldeten unser Gewerbe an, ließen uns eintragen und fingen an, ganz offiziell zu fotografieren.
Das war der Moment, in dem unsere Firma geboren wurde – aus einem Impuls, einer Kamera und einer verdammt großen Portion Begeisterung.
Die erste Hochzeit
Die erste Hochzeit war die von Thais Bruder. Ich hatte damals schon besseres Equipment – zwei Kameras, mehrere Objektive, vermutlich eine Canon 6D, neu oder gebraucht, weiß ich nicht mehr. Ich bin morgens um sechs losgefahren, konnte nicht mehr schlafen. Keine Ahnung, wo die Hochzeit war – aber ich war aufgeregt wie sonst was.
Ich wusste nichts über den Ablauf, aber ich habe einfach fotografiert. Den ganzen Tag – vom Getting Ready bis zum Tanz. Und bis heute würde ich die Bilder genauso machen. Es war anders als Konzerte – und gleichzeitig ähnlich. Es war bewegend, emotional, laut und leise zugleich. Und es war klar: Das will ich wieder.

Zwischen Punkrock und Standesamt
Ich habe die Kamera nie aus der Hand gelegt – auch nicht, als die ersten Hochzeiten kamen. Freitagabend stand ich noch im Moshpit auf einem Punkkonzert, Samstagmorgen dann frisch geduscht beim Standesamt in Hemd und Hosenträger. Und Sonntag? Sonntag saß ich vorm Rechner, hab Bilder sortiert, RAW-Dateien durch Lightroom gejagt – und mich dabei praktisch ausschließlich von Energy Drinks ernährt.
Einmal war ich von Donnerstag bis Sonntag auf vier Konzerten – an vier verschiedenen Orten. Ich bin über 1.000 km durch die Gegend gefahren, habe unterwegs im Auto geschlafen und den ganzen Wahnsinn irgendwie durchgezogen.
Und weil das irgendwann nicht mehr reichte, haben wir sogar selbst Bustouren organisiert. Drei Stück insgesamt. Wir sind von Eisenach aus nach Leipzig, Chemnitz und Dresden gefahren – vollgepackt mit Musikfans. Ich habe fotografiert, dokumentiert, und die Leute haben ihre Lieblingsbands gefeiert. Das waren keine Aufträge – das war pure Leidenschaft. Und ein bisschen Wahnsinn.
Die Kamera war immer dabei. Und wenn es ein Hochzeitsshooting war – dann mit derselben Energie, demselben Blick, derselben Schnelligkeit wie bei einem Moshpit.






Vom Moshpit zur Reportage
Was ich mitgenommen habe aus dieser Zeit, ist nicht nur der Blick für den Moment, sondern auch die Schnelligkeit und der Instinkt. Wenn jemand Tränen wegwischt oder wenn eine Oma ihren Enkel still anlächelt – das passiert oft in einer Sekunde. Und dann muss man bereit sein.
Bei Konzerten war ich ständig in Bewegung – von links nach rechts, in der Menge, hinter dem Schlagzeuger, auf der Bühne, manchmal sogar draußen durch ein Fenster. Ich habe nie stur von einem Platz fotografiert. Und genau so mache ich es heute bei Hochzeiten. Ich laufe, ich beobachte, ich fange ein. Meine Beine danken mir das am nächsten Tag selten, aber die Bilder tun’s.

Heute
Mittlerweile gehe ich seltener mit Kamera auf Konzerte. Ich genieße die Shows – und überlasse den jungen und neuen Fotografen die erste Reihe, den Fotograben, den Platz neben der Box (und auch den Tinnitus :D). Aber ganz ehrlich? Manchmal juckt’s im Zeigefinger. Manchmal vermisse ich es, mitten im Soundgewitter zu stehen, die Kamera im Anschlag, um den perfekten Moment zwischen Blitzlicht und Bassdruck einzufangen. Vielleicht mach ich’s auch wieder. Vielleicht auch nicht. Aber das Auge, das bleibt.
Und was mir persönlich wirklich nah geht: Viele von damals buchen mich heute für ihre Hochzeit. Die Leute, die früher neben mir im Moshpit standen, sagen heute: „Ey Basti, du hast uns damals schon fotografiert – wir wollen, dass du unseren Tag festhältst.“ Bei einem Vorgespräch hat der Bräutigam mal erzählt, dass er früher in einer Punk-Band gespielt hat. Ich grinste: „Bretinga Festival, oder?“ – „Ja, genau. Du warst da?“ – „Ich hab dich fotografiert.“ So schließt sich der Kreis.

Wenn ihr mehr von mir und meinen Arbeiten wissen wollt, schaut euch auf jeden Fall die restlichen Blog-Einträge an z. B. von der Hochzeit in Österreich oder dem Elopement auf Island.
Schaut auch mal auf meiner Instagram-Seite und Facebook-Seite vorbei.
Euer Sebastian.
Und das wichtigste natürlich zum Schluss: Ihr könnt mich gerne als Euren Fotografen buchen. Nutzt dazu gerne das Kontaktformular.

